Mental Health Matters

Mentale Gesundheit ist ein Thema, das in den letzten Jahren immer präsenter geworden ist. Nicht nur in den Medien, sondern auch in der Politik gewinnt die Debatte um die gesunde Psyche immer mehr an Bedeutung. Lange war das Thema tabuisiert.

**Triggerwarnung: Im folgenden Beitrag geht es um mentale Gesundheit und damit verbunden auch um mentale Erkrankungen. Wenn dich das Thema betrifft und du dich unwohl fühlst, lies den Text nicht allein oder lass es ganz sein. Der nächste Beitrag folgt bestimmt!

Mentale Gesundheit ist ein Thema, das in den letzten Jahren immer präsenter geworden ist. Nicht nur in den Medien, sondern auch in der Politik gewinnt die Debatte um die gesunde Psyche immer mehr an Bedeutung. Lange war das Thema tabuisiert. Zu groß die Vorurteile, die mit mentalen Erkrankungen einhergehen. Einer, der versucht diese Stigmata aufzubrechen ist Stefan Grassegger. Der gebürtige Österreicher ist seit Sommer letzten Jahres Assistant Coach der Veolia Towers und Experte auf dem Gebiet. Sein Lehramtsstudium beendete der Basketballtrainer mit einer Arbeit über Depressionen bei Leistungssportler:innen.

Ich habe mit ihm über die Thematik gesprochen und ihn zunächst gefragt, was mentale Gesundheit eigentlich ist. Dabei hat sich herausgestellt: Das ist gar nicht so simpel zu beantworten. Laut Stefan sei es einfacher, herauszustellen, was mentale Gesundheit nicht ist. Mentale Gesundheit bedeute nicht, mental tough zu sein und sich von nichts aus der Bahn bringen zu lassen. Keiner von uns wird unerschüttert durchs Leben gehen. Man könne die Gefährdung mentaler Gesundheit eher an bestimmten Symptomatiken festmachen, wenn zum Beispiel Suchterkrankungen, Angststörungen oder Depressionen auftreten.

Auf die Frage, inwiefern Sport und mentale Gesundheit zusammenhängen, gibt es mannigfaltige Antworten. So könne Sport zunächst mal als Therapieform verordnet werden. Stefan erklärt, dass Sport und Bewegung das Fundament für ein ausgeprägtes Körpergefühl und damit auch für mentale Gesundheit darstellen. Das heiße aber nicht, dass mit ein bisschen Bewegung alle Probleme aus der Welt geschaffen werden. Vielmehr sei es einen Anfang, der in Kombination mit anderen Therapieformen einen Heilungsprozess anstoßen könne.

Umgekehrt könne (Leistungs-)Sport die mentale Gesundheit aber auch negativ beeinflussen. Zum Beispiel dann, wenn ein:e Sportler:in aufgrund verschiedener Gegebenheiten nicht in der Lage ist, mit dem Druck umzugehen, der ab einem gewissen Level auftritt. Stefan macht deutlich: „Vom Druck allein wird man nicht depressiv. Vielmehr sind es äußere Stressoren und innere Faktoren, die eine Depression auslösen können.“ Nicht jede:r Leistungssportler:in wird also aufgrund von Leistungsdruck automatisch mental krank. Es gibt viele unterschiedliche Ausgangsfaktoren, die den Erhalt einer gesunden Psyche begünstigen oder erschweren.

Seit der Saison 2022/23 steht Stefan Grassegger als Assistant fest an der Seite von Head Coach Benka Barloschky. | Foto: Dennis Fischer

Stefan selbst ist seit vielen Jahren Trainer. Im Laufe der Zeit hat er verschiedene Basketballteams gecoacht und Spieler ausgebildet. Nun gibt es laut ihm in jedem Team 0,6 depressive Spieler:innen. Das bedeutet, dass jede:r Trainer:in einer betroffenen Person im Training begegnen kann. Was können Trainer:innen tun, wenn sie merken, dass ein:e Spieler:in mental erkrankt? „Trainer:innen können nicht heilen!“, erläutert Stefan. Dafür bedarf es ausgebildete Therapeut:innen. Ein:e Trainer:in könne diese Arbeit nicht leisten, aber ein Umfeld schaffen, das die mentale Gesundheit fördert, und vor allem lernen, was zu tun ist, wenn sie bemerken, dass ein:e Spieler:in Hilfe braucht.

Dafür nimmt Stefan Bezug auf das 4R-Modell, welches helfen soll, ein förderndes Umfeld zu schaffen. Recognition, ist dabei der erste Step. Also das bloße Erkennen, dass ein:e Spieler:in überhaupt Hilfe braucht, weil er oder sie eventuell Probleme mit der mentalen Gesundheit hat. Der zweite Schritt lautet Reaching Out. Anstatt Spieler:innen mit ihren Problemen allein zu lassen, sollten Trainer:innen die Betroffenen ansprechen. Dass dies nicht vor gesammelter Mannschaft, sondern in einem geschützten Rahmen geschehen muss, ist selbstverständlich. Step Drei: Referral. Trainer:innen können niemanden heilen, aber sie können Betroffene an Sportpsycholog:innen weitervermitteln und anderweitig Hilfe mit heranziehen. Der letzte Schritt bezieht sich auf das fortlaufende Unterstützen der Athlet:innen: Remaining Supportive. Auch nachdem es eine Vermittlung an professionelle Hilfe gegeben hat, bedarf es der Unterstützung durch Trainer:innen im Sport.

Abseits davon gilt es immer, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Stefan betont die Wichtigkeit von Vorbildern im Sport, die das Thema an die Öffentlichkeit herantragen und zeigen, dass eine mentale Erkrankung niemanden davon abhalten muss, Profisportler:in zu werden, zu sein oder zu bleiben. So haben zum Beispiel der Weltschwimmer Michael Phelps und die Tennisspielerin Naomi Osaka beide ihre Depressionserkrankung öffentlich gemacht. Als Vorbild für Trainer:innen geht Stefan selbst mit bestem Beispiel voran. Das Thema ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Deswegen setzt Stefan sich deshalb dafür ein, Stigmata rund um das Thema mentale Gesundheit zu brechen und die Nachricht zu teilen, die für alle gilt: Du bist nicht allein!